Menü:

Zurück aus Haiti – 1. März 2010

In weniger als einer Minute Haus und Habe, Familienmitglieder und Freunde zu verlieren. dies erlebten am Dienstag, den 12. Januar, mehr als eine Million Menschen in Haiti. Binnen einer Minute war alles zerstört und das Leben radikal verändert. Viele der mit uns in Haiti verbundenen Montessori Lehrerinnen sind in dieser erschütternden Lage. Sie verloren alles. Einige von ihnen mussten aus ihren Häusern befreit werden und wurden so gerettet. Ähnliches erlitten viele unserer Vorschulkinder und deren Eltern. Wie tausende Haitianer schlafen sie immer noch auf den Straßen und in Parks, in gespendeten oder selbst gebastelten Zelten. Selbst die, deren Wohnstätten verschont wurden, schlafen aus Furcht vor den bisher 52 Nachbeben von Stärke 4,5 und mehr weiterhin in provisorisch errichteten Zelten. Heute, am 1. März bebte die Erde erneut heftig.
Über eine halbe Million Menschen flüchteten aus der Hauptstadt in das Umland zu Freunden oder Verwandten sowie in entferntere Zeltlager. Ihr Stress wird durch Wasser- und Nahrungsmangel sowie durch die hygienische Notsituation vielfach noch verstärkt. Die Hilfslieferungen sind zwar angelaufen, aber noch nicht bei allen Menschen angekommen.

Am 19. Februar flog erstmalig wieder eine privat buchbare Linienmaschine (American Airlines – aus Miami) Port-au-Prince direkt an. Am Samstag, den 20. Januar, dem zweiten „offenen“ Tag des Flughafens von Port-au-Prince erreichte das 5-köpfige Team unserer Peter-Hesse-Stiftung Haitis Hauptstadt und erlebte selbst bis zur Rückreise am 27. Januar vier Nachbeben. Wir sahen und dokumentierten das Ausmaß des Desasters, das weit über zweihunderttausend Menschen nicht überlebten.
Noch mehr Menschen wurden verletzt – und traumatisiert. Das trifft die vielen Kinder besonders hart, die nun vielfach in ungewohnter Umgebung und in Zeltlagern leben müssen – ohne Schule. In der Hauptstadt sind 75 % aller Schulen zerstört, In Léogane noch mehr. Wir haben 4 unserer Montessori Partner-Vorschulen sowie das LehrerInnen-Trainigszentrum in Port-au-Prince verloren (s. Foto). 19 unserer Lehrerinnen und ihre Familien sind direkt betroffen. Sie haben nicht nur ihre Arbeit, sondern zumeist auch ihr Zuhause verloren. Sie versammelten sich nun in unserer verschonten Vorschule in Liancourt auf dem Lande, weit außerhalb der Hauptstadt. Das Team der Peter-Hesse-Stiftung lebte dort zwei Tage, besprach eingehend mit ihnen, wie am besten geholfen werden kann, um ihnen selbst – und damit auch den Montessori-Kindern – wieder eine bessere Lebenschance zu bieten.
Die unmittelbaren Ernährungsbedürfnisse unserer PartnerInnen und ihrer Familien wurde während unserer Anwesenheit von der solidarischen Deutschen Welthungerhilfe durch eine große Lieferung von Grundnahrungsmitteln befriedigt. Ein eigener Brunnen der Schule sichert die Wasserversorgung. Wir brachten ein großes Zelt mit aus Deutschland sowie Bargeld zur Überbrückung der kommenden Monate. Als nächstes müssen nun unsere LehrerInnen Arbeits- und Wohnmöglichkeiten erhalten, um ihnen selbst wieder eine Perspektive und den Kindern eine Chance zum Lernen und zur Heilung ihrer traumatischen Erlebnisse zu bieten.
Aus diesem Grund planen wir die Wiedereröffnung der zerstörten Vorschulen und eine unmittelbare Weiterführung der Ausbildung von Montessori LehrerInnen in Liancourt.
Dort auf dem Land, soll die Schule erweitert und ein „Schlafhaus“ für 40 Lehrerinnen errichtet werden.

Unsere Vision sieht Montessori-Vorschulen auch in verschiedenen Brennpunkten des Landes, in die viele Hauptstadtbewohner vor weiteren Erdbeben geflohen sind. Dafür bedarf es jedoch nicht nur noch mehr neuer LehrerInnen, sondern auch neuer Mittel zur Schaffung von Möglichkeiten zu heilen und zu lernen. Unser Motto hilft dabei: Es ist DENNOCH möglich!