Die Entwicklung des Montessori-Projektes begann mit didaktischen Vorversuchen in der Vorschule in Ste. Suzanne im Jahre 1984 sowie mit einem zweiwöchigen Testseminar mit 40 haitianischen Pädagog(inne)n im Sommer 1985. Dabei wurde deutlich, dass Kurzlehrgänge nicht genügten, um in Haiti eine neue – kind-zentrierte – Didaktik einzuführen. Im Oktober 1986 begann daher das erste volle Ausbildungsjahr des dafür gegründeten CENTRE MONTESSORI D’HAITI in einem Raum in der “École du St. Esprit” in Cap Haitien. Im Oktober 1987 wurde das Vorschullehrer-Ausbildungszentrum in die Hauptstadt Port-au-Prince verlegt, wo es bis 9 Januar 2010 bestand. Das große Erdbeben am 10. Januar 2010 zerstörte das gemietet Haus in dem die Ausbildung in den letzten Jahren stattfand.
Die Situation – im Rückblick zum 18. Gründungstag (7.12.2001) der Stiftung – ist in der pdf-Datei “Die Situation Ende 2001” festgehalten. Eine neue, vollständige Erfassung der Entwicklung der Montessori-Projektvorschulen ist seit 2002 wegen der personell und sicherheitsbedingt begrenzten Reisemöglichkeiten in Haiti immer schwieriger geworden, wurde jedoch bis zum 25. Gründungstag der Stiftung am 7.12.2008 erneut versucht. Umfassende Berichte aus 2002 und 2003 enthält der 16-seitige Prospekt zum 20. Geburtstag der Stiftung am 7. Dezember 2003: “20 Jahre„. Darauf folgen ein Sommerbericht 2004 und (als Beispiel für eine Projekt-Betreuungsreise) ein detaillierter Reisebericht 2005..
Die Gesamtentwicklung des Haiti-Projektes ist in dem Buch von Peter Hesse “Von der Vision zur Wirklichkeit” 1999, Cogito Verlag, Kaarst-Büttgen, ISBN 3-00-004473-6 geschildert. Zum 25. Gründungstag der Stiftung am 7. Dezember 2008 ist außerdem ein Buch von Peter Hesse (VISION WORKS…) in Englisch erschienen – s. Publications.
Die realisierte Montessori-Vision auf 5 pdf-Seiten
Über 50 Haiti Montessori-Projekt-Vorschulen.
In den Jahren 2000 und 2001 wurden alle damaligen Projektvorschulen seit Gründung des CENTRE MONTESSORI D’HAITI in Cap Haitien in 1986 erfasst.
Eine erneute systematische Erfassung aller Projekt-Vorschulen war in den letzten Jahren durch wachsende Unsicherheit in Haiti immer wieder verzögert worden. Sicher ist, dass nicht alle Vorschulen in entfernteren Teilen Haitis sich qualitativ einwandfrei entwickelt haben, dass die meisten jedoch weiter wachsen. In den letzten Jahren sind zwar auch neue Projekt-Vorschulen eröffnet worden, aber noch relevanter erscheint die Tatsache, dass die Vorschulen, zu denen auch in schwierigen Zeiten regelmäßig Kontakt besteht, jeweils stark gewachsen sind. Immer mehr Kinder müssen aufgenommen werden. Daraus folgte und folgt wohl auch weiterhin ein ständig wachsender Bedarf an neu ausgebildeten Lehrer(innen). Dies zu leisten hat sich zur Hauptaufgabe unserer haitianischen Partner und Partnerinnen entwickelt.
Neue Handbücher für die Montessori Vorschul-LehrerInnen-Ausbildung.
Im Jahr 2007 wurden zwei von Carol Guy-James Barratt verfasste Manuals für die Montessori Vorschul-Lehrer(innen)-Ausbildung von der Peter Hesse Stiftung herausgegeben: In Französisch – speziell (aber nicht nur) für Haiti – “Atelier Montessori” ISBN 978-3-9811650 sowie in Englisch “Montessori Workshop” ISBN 978-3-9811650-1-2. Beide Bücher werden – neben der Verwendung in unseren Projekten – zum Preis von je EURO 59,- von der Fa. Nienhuis Montessori, Industriepark 14, NL-7021, BL Zelhem, Holland, vertrieben. E-mail: info@nienhuis.nl – www.nienhuis.com. Näheres zu den Büchern s. englische bzw. französische Sektion unserer Homepage.
Zur Situation der LehrerInnen in Haiti.
Die Montessori-Vorschullehrer(innen)-Ausbildung in Haiti hat Schwachstellen des dortigen Bildungswesens deutlich gezeigt: Die selbst in der “Nachplapper”-Tradition aufgewachsenen Lehrer haben kaum gelernt, selbständig zu lernen und zu recherchieren, um ihre Lerninhalte und Lehrmethoden den Bedürfnissen ihres Landes und seiner Schüler in der heutigen Zeit anzupassen. Insbesondere das Arbeiten mit gedrucktem Material – gleich welcher Art – wird kaum beherrscht. Allenfalls abschreiben und stur auswendig lernen werden gepflegt. Dies ist nicht nur unsere “westliche” Meinung, sondern natürlich auch der winzigen, international gebildeten “Elite”, soweit sie sich überhaupt mit Bildungsfragen in Haiti abgibt, bekannt. Nur fehlt dieser Pseudo-Elite der Antrieb, sich in ihrem eigenen Land zu engagieren.
Bei allem Respekt vor lokalen Traditionen kann globale menschliche Solidarität sich in solcher Lage nicht vornehm zurückhalten. Im Interesse einer menschenwürdigen, eigenständigen Entwicklung der Menschen in Haiti muss das Bildungswesen qualitativ besser werden. Wie schon in den Montessori-Vorschul-Projekten unserer dortigen Fondation-Peter-Hesse demonstriert, ist qualitative Verbesserung modellhaft möglich. Ohne zunächst darüber zu reden, wird durch praktische Demonstration auch der haitianischen Bevölkerung bewusst, dass qualitative Veränderung möglich und sinnvoll ist. Darum würden wir unserer Montessori-Vorschullehrer-Ausbildung gern ein bescheidenes “Didaktik-Zentrum” angliedern.
Wir wollen damit demonstrieren, dass Lernen und Lehren qualitativ wesentlich verbessert werden können – zum Nutzen der Menschen. In einer hoffentlich sich verfestigenden Demokratie werden solche Modell-Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen. Davon sind wir überzeugt. Dafür lohnt sich das Engagement. Es wird jedoch von der weiteren politischen und sozialen Entwicklung Haitis abhängen, ob und inwieweit wir dort unsere vor Ort gewonnenen Erkenntnisse auch wirklich umsetzen können. Menschen durch SINNvolle gute Bildung die Startchancen für ein erfülltes, glücklicheres Leben zu verbessern, ist und bleibt jedoch die Vision unserer Arbeit in Haiti.
Die weitere Entwicklung unseres CENTRE MONTESSORI D’HAITI nach der Unterbrechung durch das Januar Erdbeben 2010 wird in Liancourt (Nähe St. Marc), Haiti, neu beginnen – s. hierzu Aufbau nach dem Erdbeben und die jeweils neuen Fotos in dieser Homepage.
Haiti Montessori-Vision – Zwei Wochen nach dem Erdbeben vom 10. Januar 2010
Da eine eigenständige Entwicklung eines Landes wie Haiti nur mit selbstbewusst denkenden und sinnvoll handelnden Menschen möglich erscheint, kann und darf es in Haiti nicht dabei bleiben, dass Kinder – wenn sie überhaupt zur Schule gehen können – nur Texte auswendig lernen. Diese “Nachplapper-Didaktik” ist in Haiti eine weitestgehend erhaltene, schlechte Tradition. Ein Neuanfang nach dem verheerenden Erdbeben vom 12./13. Januar muss Menschen in den Mittelpunkt eines zu erneuernden Bildungssystems stellen. Da alle alten, vorhandenen Strukturen buchstäblich in sich zusammengefallen sind, ist dies prinzipiell möglich geworden.
Da jeder Mensch von Natur aus früh im Leben lernt, wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und mit vielschichtigen Grundbegabungen, muss sich das zu erneuernde haitianische Bildungssystem diesen unterschiedlichen Menschen anpassen. Das leistet die Montessori-Didaktik auf Basis der Montessori-Philosophie vom Wert eines jeden Menschen. Das konnte in Haiti insbesondere durch die Montessori-Vorschul-Initiative der Peter-Hesse-Stiftung, bzw. durch deren Tochter-Organisation in Haiti, “Fondation-Peter-Hesse” in den vergangenen über zwanzig Jahren überzeugend bewiesen werden.
Gute Montessori-Vorschulbildung ist auch unter einfachsten Rahmenbedingungen erfolgreich – und speziell für bisher benachteiligte Bevölkerungsgruppen nötig, wenn ein Land sich “von unten” auf breiter Basis eigenständig entwickeln will – und nur “Entwicklung von unten” ist nachhaltig – s. hierzu mein Buch “VISION WORKS…” unter Publications.
Davon bin ich nach einem intensiven Lernprozess in der Praxis fest überzeugt.
Das ist die Basis der konkreten Vision von einem Neubeginn im Bildungswesen von Haiti. Letztlich darf dies nicht mit dem Schulalter von sechs zu Ende sein, sondern muss in einer entsprechenden Primarbildung seine Fortsetzung finden. Das wünschen auch Haitis Eltern.
Daraus ergibt sich eine Vision in zwei Stufen:
1. Breitestmögliche Montessori Vorschulbildung und
2. Aufbau einer Montessori Primarschulbildung.
Das erfordert größeren Einsatz als es von einer “Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO)” wie der kleinen Peter-Hesse-Stiftung alleine geleistet werden kann. Aber möglich ist die Realisierung einer derartigen Vision – wenn die sich neu entwickelnden staatlichen Strukturen von den Erfolgsmöglichkeiten solcher Entwicklung überzeugt werden können.
Es darf in einer sich friedlich und gerecht zu entwickelnden Welt nicht zugelassen werden, dass Menschen gute Bildungschancen versagt bleiben, um billige Arbeitskräfte zu sichern. Eine qualifizierte menschliche Entwicklung nur “Eliten” zukommen zu lassen, führt zur Verfestigung von unwürdigen Verhältnissen und zu sozialen Verwerfungen. Dass es diesbezüglich Interessen mächtiger Minderheiten gibt, ist traurige Realität, die öffentlich bewusst zu machen und anzuprangern ist. Gleichzeitig muss die Vision einer guten breiten Grundbildung, wie sie Montessori ermöglicht, mit Nachdruck realisiert werden.
Kurzfristig planen wir, die durch Verlust ihrer Vorschulen arbeitslos gewordenen LehrerInnen in einer unserer ländlichen Vorschulen in einem einfachen Neubau aufzunehmen und dort von unserer Montessori-Direktrice Carol Guy-James Barratt weiterzubilden. Diese Lehrkräfte werden das Rückgrat des Montessori Neuanfangs in Haiti bilden. Ein weiterer Ausbau wird wesentlich von unseren finanziellen Möglichkeiten abhängen. Er ist jedoch real möglich.
Peter Hesse – 27. Januar 2010